Heribert Koob vom Dezernat Gefahrenabwehr des Kreises Bergstraße stellte in seinem Vortrag „Schnittstelle Großschadenslage und KS-Fall" den Themenbereich „Führung und Leitung“ und die Abstufung der einzelnen Schadensstufen zueinander vor. Die klassische Einteilung in die Gefahrenabwehrstufen „A-B-C-D“ hat sich hierbei bewährt. Im Einsatzalltag werden die Einsatzkräfte regelmäßig mit der Führungsstufe „B“ konfrontiert, die neben dem Gesamteinsatzleiter den Einsatz des OLRD und LNA beinhaltet. Eine abweichend organisierte Führungsorganisation präsentierte Jörg Oberkinkhaus aus dem gleichen Dezernat: Er vermittelte Einblicke in die Organisation der Gefahrenabwehr der Metropole London:
Mit dem “Major Incident Procedure Manual“ wurde hier eine gemeinsame Reaktion der Gefahrenabwehr, peripherer Behörden und Einrichtungen auf eine Großschadenslage fixiert. Als „Handbuch der Verbindlichkeiten“ bündelt es Ressourcen, regelt Handlungsabläufe und Verantwortlichkeiten, strukturiert die Einsatzstelle sowie die Befehls- und Kommunikationsstruktur. Neben den Bombenanschlägen der IRA in den 70er bis 90er Jahren und den Terroranschlägen 2005 waren es bisher vor allem Unfälle mit Massentransportmitteln, die in London einen „Major Incident“ verursachten.
Abweichend von der bundesdeutschen Systematik installiert jeder Fachdienst seine eigene autarke Führungsstruktur. Eine rangunabhängige, funktionsbezogene Führungsorganisation auf den drei Ebenen „Gold“, „Silver“ und „Bronze“ sichert die Einsatzführung vom Lagezentrum bis zu den Einsatzabschnitten. Regelmäßige Lagebesprechungen der beteiligten Fachdienste auf allen Führungsebenen stellen eine gemeinsame und koordinierte Einsatzführung sicher.
Detailliert stellte der Referent die Abläufe des London Ambulance Service (LAS) bei Großschadenslagen vor: So übernimmt das ersteintreffende Rettungsmittel nach dem Grundsatz „first on scene – first in command“ die Funktion eines „Ambulance Incident Officers“, vergleichbar dem OLRD. Erkundung und Lagemeldung orientieren an einem vorgegebenen Schema: „CHALETS“
Casualities : ungefähre Anzahl der T 1, 2 und 3 Patienten,
Tote & Unverletzte (Betroffene)
Hazards: gegenwärtige & mögliche Gefahren
Access: Anfahrtsmöglichkeit und provisorischer
Bereitstellungsraum
Location: exakte Einsatzstelle mitKartenverweis
Emergency: erforderliche Kräfte und Strukturen
Type: Ereignisart, Anzahl/Art der betroffenen
Fahrzeuge, Gebäude etc.
Aufgrund der unterschiedlichen Organisationsformen von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei lassen die im „Major Incident Procedure Manual“ festgelegten Systematiken nicht vorbehaltlos auf bundesrepublikanische Verhältnisse übertragen. Anregungen zu einer Verbesserung der eigenen Strukturen sind aber durchaus gegeben.
OKH 16.11.07